Bist Du schon auf dem Weg?
Die Zukunft ist eine Reise wert. Wer diese allerdings planen möchte, wird sich verlaufen. Mit Mut, Selbstvertrauen und einem Verantwortungsgefühl für das größere Ganze eher nicht...
„Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen“, meinte der deutsche Dichter Matthias Claudius und plädierte dafür, Stock und Hut zu nehmen und das Reisen zu wählen. Für die Zukunft brauchen wir weder Stock noch Hut, sondern Neugier und Offenheit, Lust und Mut. Ein ungefähres Ziel mag nicht schaden, wobei ich es eher als Vision am Horizont bezeichnen würde, denn wer die Reise mit fixen Vorstellungen antritt, wird unweigerlich enttäuscht. Schließlich werden Erwartungen nur in den wenigsten Fällen derart erfüllt, wie wir es uns erhoffen. Auch einen Reiseplan zu erstellen, macht in meinen Augen wenig Sinn – vor allem wenn er vollkommen detailliert daherkommt. Die Zukunft ist schlichtweg nicht planbar.
Ein Kompass aber braucht‘s. Nicht, dass ich von Geografie viel Ahnung hätte – ich muss ja in Gedanken meine Hände „Nicht Ohne Seife Waschen“ waschen, um zu wissen, wo die Himmelsrichtungen sind. Es geht mir allerdings gar nicht um das physische Teil, sondern um den inneren Kompass. Damit ist zum einen das Bauchgefühl gemeint, zum anderen ein tiefes Verantwortungsgefühl, ein Engagement für etwas Größeres, etwas, das das eigene Leben übersteigt und überdauert. Es ist dieses Bewusstsein, das vom Begriff so „schwammig“ scheint und doch so klar erkenn- und spürbar sein kann. Wer nämlich zwischen seinen Gedanken, Gefühlen und seinem Körper eine Verbindung fühlt, ist sich seiner selbst bewusst. Und wenn das der Fall ist, kann einem die komplexe Welt da draußen und speziell die unsichere Zukunft wesentlich weniger anhaben, als man befürchtet. Und dann müssen wir auch auf nichts und niemandem im Außen hören.
„Your gut is your inner compass. Whenever you have to consult with other people for an answer, you're headed in the wrong direction.“
Oprah Winfrey
Körper, Geist und Seele. Ich habe mich vor langer Zeit auf die Reise gemacht, jene Werte zu entdecken, die mich ausmachen, die meinem Seelenleben entsprechen und die dazu beitragen, die Beziehung zwischen meinen Gedanken, Gefühlen und meinem Körper kontinuierlich zu vertiefen – freilich ohne zu wissen, dass ich mich auf den Weg zu mir selbst gemacht habe. Irgendwann, als ich schon einige Zeit unterwegs war, wurde mir klar, dass ich eine Suchende bin. Heute weiß ich, dass ich das wohl den Rest meines Lebens sein werde. Und das ist gut so. Denn genauso wie ich mich ständig verändere, verändert sich die Beziehung zu mir selbst. Ich darf also immer wieder neue Seiten an mir entdecken, die ich mal mehr, mal weniger gesucht habe – und um ehrlich zu sein, auch mal mehr oder mal weniger mag.
Doch obwohl ich der Meinung bin, dass ich mein Leben lang auf der Reise zu mir selbst sein werde, habe ich gleichzeitig das Gefühl, dass es „stimmiger“ wird, dass ich stimmiger, klarer werde. Immer öfter engagiere ich mich offen, unmissverständlich und leidenschaftlich für meine eigenen Werte. Ich setze mir Ziele und verfolge sie mit einer Klarheit, die mir zuweilen selbst nicht klar ist. Oder anders gesagt: Mein Verstand würde niemals diese Ziele bzw. den Weg zu diesen Zielen wählen, doch mein Herz gibt die Marschrichtung vor. Und immer öfter wird mein Kopf zum Passagier, lässt sich von jener intuitiven Macht und Kraft in mir lenken, die mich meinen persönlichen Zielen, aber auch jenen Zielen, die einem größeren Ganzen dienen, Schritt für Schritt näherbringen. Immer öfter gehen diese Ziele übrigens Hand in Hand – so sie nicht sogar dieselben sind. Ich stehe zu ihnen, trete für sie ein und lebe sie.
Diese tief empfundene Verantwortung ist mein innerer Kompass, der sich täglich neu ausrichtet. Und diese Reise ist wie ein kontinuierlicher Prozess. Eine Reise, auf der ich mich seit vielen Jahren befinde und die ich auch in Zukunft fortführen werde. Ich will ja auch morgen noch von was erzählen…